Die «Seeseite» unterstützt Seethermie Thurgau
Die Seeregionen setzen auf Seethermie und spannen zusammen: Auf Initiative der Regio Kreuzlingen bildet sich ein Netzwerk, das dem Projekt «Seethermie Thurgau» zum Durchbruch verhelfen soll. Schützenhilfe gibt es auch aus Arbon und Diessenhofen.
Mit dem aktuellen Anstieg der Energiepreise und spätestens mit dem Appell des Bundespräsidenten an Unternehmen, sich auf Stromrationierungen vorzubereiten, ist es klar: die Versorgungssicherheit ist nicht selbstverständlich. Die Schweiz ist vor allem im Winter stark abhängig von Stromimporten und fossilen Energieträgern aus dem Ausland. Aber auch da werden Kohle- und Atomkraftwerke abgeschaltet. Die Schweiz ist deshalb gefordert, neue Winterenergiequellen zu erschliessen. Deshalb sind auch im Thurgauer Kantonsparlament verschiedene politische Vorstösse lanciert worden, die vom Vorstand der Regio Kreuzlingen positiv beurteilt werden.
Potenzial erschliessen
Mit dem Bodensee hat der Kanton Thurgau einen beinahe unerschöpflichen Energiespeicher vor der Haustür. Das Seewasser kann mit sogenannten Seethermie-Wärmeverbünden im Winter zum Heizen und – mit der Klimaerwärmung immer wichtiger – im Sommer zum Kühlen benutzt werden. Der Kanton Thurgau hat deshalb eine Machbarkeitsstudie «Thermische Nutzung Bodensee und Rhein» präsentiert. Etwas mehr ins Detail ging die Regio Kreuzlingen mit einer eigenen Machbarkeitsstudie, wobei sich Kanton und Regio abstimmten. In beiden Studien werden Potenziale für die Seethermie am Bodensee und am Rhein identifiziert, die nun genauer analysiert und erschlossen werden sollen. Der Kanton unterstützt die Nutzung der Seethermie und fördert Studien zur Abklärung möglicher Wärmeverbünde.
Teuer und sehr langfristig
Indes: Der Bau von Seewasserfassungen ist teuer. Die Investitionen müssen über eine lange Zeitdauer von rund sechzig Jahren amortisiert werden. Dazu kommen strenge Auflagen zum Gewässer- und Umweltschutz in den sensiblen Uferbereichen, die eingehalten werden müssen. Ohne Unterstützung der öffentlichen Hand sind private Investoren nicht bereit, diese Risiken zu tragen. Die Regio Kreuzlingen unterstützt deshalb das «Projekt Seethermie Thurgau». Um sich ein Bild zu verschaffen, haben sich Präsident René Walther und Vizepräsident Thomas Niederberger mit Verantwortlichen des Projekts Seethermie Thurgau und von Energie Kreuzlingen zu einem offenen Austausch getroffen. Sie sind zur Überzeugung gekommen, dass nur mit gemeinsamen Kräften und in Zusammenarbeit mit Investoren aus der Privatwirtschaft entscheidende weitere Schritte unternommen werden können. Die EKT hat genau deshalb ein Projekt entwickelt, um gemeinsam Seewasserfassungen zu planen und zu realisieren. Dafür hat sie unter anderem einen Antrag zur Förderung aus dem Erlös der Partizipationsscheine der Thurgauer Kantonalbank (TKB) eingereicht. Danach sollen sich die regionalen Trägerschaften, der Kanton über die Erlöse der Partizipationsscheine der TKB und die EKT ausgeglichen finanziell engagieren. Damit bündeln alle Betroffenen ihre Interessen zur Nutzung der Seethermie.
Wenn nicht jetzt – wann dann?
René Walther, Präsident der Regio Kreuzlingen und Gemeindepräsident in Münsterlingen, erklärt: «Die Nutzung der Seethermie ist für uns eine einmalige Chance. Aber wir müssen jetzt rasch eine gemeinsame Plattform schaffen, um die Seethermie zu fördern und um konkrete Projekte gemeinsam anpacken zu können. Das Projekt Seethermie ist dafür der richtige Weg.» Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass es noch viele Hürden zu nehmen gelte: «Bis zur Realisierung von Projekten kann es noch Jahre dauern, aber wenn wir es jetzt nicht gemeinsam packen – wann dann?».
Wichtig für Unterstützung in der Region
«Das Projekt Seethermie Thurgau ist ein Generationenprojekt, das für die ganze Region einen Beitrag zur nachhaltigen Wärmegewinnung leistet», ist auch Kreuzlingens Stadtpräsident und Vizepräsident der Regio Kreuzlingen, Thomas Niederberger, überzeugt Er sei deshalb überzeugt, dass die Förderung des Projektes Seethermie über den Erlös der Partizipationsscheine der TKB «vertieft und wohlwollend geprüft werden muss». Damit könne die dringend benötigte, regionale Ausgeglichenheit erreicht werden, die der Vorlage für den Erlös der Partizipationsscheine bislang fehle. Die breite Unterstützung für eine zukünftige Abstimmungsvorlage in der Region Kreuzlingen könne auf diese Weise gesichert werden.
Arbon unterstützt Anliegen
Seitens der Stadt Arbon unterstützt auch Stadtpräsident Dominik Diezi das Anliegen mit Nachdruck: «Die Stadt Arbon hat eine eigene Machbarkeitsstudie – für Arbon Nord inklusive Altstadt – in Auftrag gegeben. Die Thurgauer Studie hat nämlich bestätigt, dass auch in Arbon ein sehr grosser Teil des Wärmebedarfs aus dem Seewasser gedeckt werden könnte. Wir begrüssen deshalb die Stossrichtung des Seethermieprojektes, eine gemeinsame Plattform für die Umsetzung konkreter Projekte zu schaffen.»
Generationenprojekt für den Thurgau
Auch Diessenhofen sei daran zu prüfen, ob sich eine thermische Rheinwassernutzung technisch, ökologisch und wirtschaftlich realisieren lassen würde, sagt der Stadtpräsident Markus Birk. Die Diessenhofer Machbarkeitsstudie basiere auf der Studie des Kantons Thurgau: «Gerade zum aktuellen Zeitpunkt, wo wir mit der kommunalen Ortsplanung auch den Energierichtplan erstellen, sehe ich Synergieeffekte für ein solches Generationenprojekt. Wenn solche Projekte dem See und Rhein entlang in einem Planungs- und Umsetzungsnetzwerk entstehen, kann dies für die Bevölkerung und für den Kanton Thurgau nur förderlich sein.»
René Walther will mit einem Netzwerk entlang von See und Rhein dazu beitragen, dass rasch eine gemeinsame Plattform geschaffen wird, um die Seethermie zu fördern.
Seenahe Regionen wollen gemeinsam in die Zukunft «rudern»: Das Generationenprojekt «Seethermie Thurgau» soll dazu beitragen, dass in Seenähe CO2-neutral geheizt und gekühlt werden kann.