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Agglomeration startet durch

Die Zukunft gestalten und grenzüberschreitend die Zusammenarbeit in der Region Kreuzlingen-Konstanz stärken: So lautet die Devise der Städte und Gemeinden, die 2023 mit einem weiterentwickelten Agglomerationsprogramm durchstarten. Um das zu unterstreichen, haben sie eine selbstverpflichtende Charta unterzeichnet.

Das Agglomerationsprogramm hat die optimale gegenseitige Abstimmung der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im grenzüberschreitenden Raum zum Ziel. Andrea Näf, Leiterin des Thurgauer Amts für Raumentwicklung erklärt, es trage dazu bei, dass die Region prosperieren und wachsen kann. «Wir bekräftigen unseren Willen, die Erarbeitung des Agglomerationsprogramms sowie dessen Weiterentwicklung in den darauffolgenden Generationen finanziell zu unterstützen und auf politischer und fachlicher Ebene mit hoher Priorität voranzutreiben», heisst es in der Charta der Zusammenarbeit für eine starke Region Kreuzlingen-Konstanz. «Die Charta hat einerseits grosse Signalwirkung und ist andererseits eine ehrgeizige Selbstverpflichtung», betont Kreuzlingens Stadtpräsident Thomas Niederberger, der zugleich Präsident des grenzüberschreitenden Vereins Agglomeration Kreuzlingen-Konstanz (VAKK) ist. Zum VAKK zählen auf Schweizer Seite Kreuzlingen, Tägerwilen, Gottlieben, Bottighofen, Münsterlingen, Lengwil und Kemmental, auf deutscher Seite Konstanz, Reichenau und Allensbach. Träger sind zudem der Kanton Thurgau, der Landkreis Konstanz und der Regionalverband Hochrhein-Bodensee (siehe auch Kasten).

Unterschrift mit entwicklungspolitischer Tragweite in der Agglomeration Kreuzlingen-Konstanz: der Konstanzer Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, Kreuzlingens Stadtpräsident Thomas Niederberger, der Thurgauer Regierungsrat Dominik Diezi (vorne)


Strategische Felder definiert

Niederberger ist auch Vizepräsident der Regionalplanungsgruppe Kreuzlingen. Dieser gemeindeübergreifende Verein kooperiert bei der Erarbeitung des Agglomerationsprogramms eng mit dem VAKK, vor allem im Bereich Kommunikation und Vernetzung. Niederberger betont, dass bei der Erarbeitung des nächsten Agglomerationsprogramms der 5. Generation (AP5 – siehe Kasten) die Projektorganisation optimiert und dass auf strategische Handlungsfelder gesetzt werde. Bei der Raum- und Mobilitätsentwicklung würden aktuelle Klimaaspekte berücksichtigt. Ebenfalls im Fokus seien die Standortfaktoren Bildung, Gesundheitswesen und Wirtschaft. Mittelfristig geht es laut Niederberger darum, «die Schlagkraft und Professionalität der Region Kreuzlingen-Konstanz zu erhöhen und die regionale Organisation weiterzuentwickeln». Damit verspricht er sich bessere Chancen – wie es auch in der Charta festgehalten ist – «unsere Interessen gegenüber der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Baden-Württemberg zu vertreten». Vom Bekenntnis in der Charta erhofft er sich ausserdem eine neue «Dynamik der regionalen Zusammenarbeit». Dies soll dazu beitragen, «unsere Konkurrenzfähigkeit im Vergleich mit anderen Agglomerationen und Regionen zu verbessern».

Realisierbare Massnahmen initiieren

Die positiven Erfahrungen aus den vorangehenden Agglomerationsprogrammen würden genutzt, sagt Niederberger: «Wir wollen uns vor allem auf kurz- und mittelfristig realisierbare Massnahmen für den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr konzentrieren und nicht einen zu grossen Wunschkatalog zusammenstellen.» Bereits überzeugend umgesetzte Projekte seien dabei Vorbild. Karl Langensteiner-Schönborn, Konstanzer Bürgermeister und Vizepräsident des VAKK, freut sich: «Die grenzüberschreitende Agglo-S-Bahn bleibt, im Sinne einer langfristigen Vision, als bedeutendes Projekt für den grenzüberschreitenden Schienenverkehr im Fokus.»

Meilenstein – auch für Finanzierung

Die Unterzeichnung der Charta sei für die Beteiligten ein Meilenstein, sagt Thomas Niederberger. Auch, weil man sich im Zuge des Agglomerationsprogramms 5 dazu verpflichtet habe, mehr Finanzmittel einzusetzen. Da die Erarbeitung rund 440'000 Franken kosten dürfte, hätten sich die Schweizer Gemeinden und der Kanton Thurgau verpflichtet, pro Jahr und gemeldeter Person den Beitrag von einem auf zwei Franken zu verdoppeln. Im Verhältnis zur Förderung wurden auch auf deutscher Seite die Beiträge erhöht, so dass die Mittel für die qualitätsvolle Antragstellung und Betreuung vorhanden sind. Konstanz, Reichenau und Allensbach sowie der Landkreis Konstanz und der Regionalverband Hochrhein-Bodensee unterstützen diese Schweizer Initiative und begrüssen die grenzüberschreitende nachhaltige Entwicklung. Den Hauptteil der jährlichen Kosten tragen die beiden Städte Kreuzlingen und Konstanz. Der Kanton Thurgau unterstreiche mit einem beträchtlichen jährlichen Beitrag die grosse Bedeutung dieses Agglomerationsprogramms, betont der zuständige Thurgauer Regierungsrat Dominik Diezi und sagt: «Von den fünf thurgauischen Agglomerationsprogrammen ist Kreuzlingen-Konstanz insofern ein besonderes, als es länderübergreifend ist. Wir freuen uns daher sehr, dass es gelungen ist, diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Charta auf eine neue solide Grundlage zu stellen. Das gemeinsame Bekenntnis zur Kooperation wird das Aggloprogramm hoffentlich noch schlagkräftiger machen – zum Wohl der ganzen Region.» Thomas Niederberger zieht den Vergleich zu anderen Agglomerationsprogrammen, die teilweise wesentlich teurer veranschlagt würden, und betont, dass man bewusst auf ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis setze – denn: «Wir wollen die Region in finanziell vertretbarem Rahmen grenzüberschreitend stärken und weiterentwickeln.»
 



Agglomeration in Kürze

Das Einzugsgebiet der Agglomeration Kreuzlingen-Konstanz umfasst als eigenständiger Verein zehn Städte und Gemeinden: auf Schweizer Seite Kreuzlingen, Tägerwilen, Gottlieben, Bottighofen, Münsterlingen, Lengwil und Kemmental und auf deutscher Seite Konstanz, Reichenau und Allensbach. Träger sind zudem der Kanton Thurgau, der Landkreis Konstanz und der Regionalverband Hochrhein-Bodensee (siehe auch Kasten).​​​​​ Die Regionalplanungsgruppe Kreuzlingen ist seit geraumer Zeit assoziiertes Mitglied und unterstützt die Agglomeration.

Agglomerationen in der Schweiz, die beim Bund ein Agglomerationsprogramm zur Entwicklung der Region einreichen, dürfen auf Bundesgelder hoffen, sofern die Wirkung der Massnahmen gewissen Kriterien entspricht. Kurz erklärt geht es darum, die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung unter Berücksichtigung der Umwelt­auswirkungen wirkungsvoll und aufeinander abgestimmt zu optimieren. Erfahrungsgemäss dürften in der Region Kreuzlingen-Konstanz Bundesbeiträge bis rund 35 Prozent an die anrechenbaren Infrastrukturmassnahmen erwartet werden.

Die Agglomerationsprogramme werden nach der erstmaligen Erarbeitung im Vier- bis Fünfjahresrhythmus weiterentwickelt. Deshalb können bis Ende März 2025 bereits die fünfte Generation der Agglomerationsprogramme beim Bund eingereicht werden (AP5). In Kreuzlingen-Konstanz werden seit einigen Jahren die Massnahmen der zweiten und dritten Generation (AP2 und AP3) umgesetzt oder vorbereitet, zum Beispiel: Umgestaltung und Aufwertung Rheinsteig in Konstanz, Radweg Gottlieberzoll-Tägerwilen, Busspur vor Ziilkreisel in Kreuzlingen, Fahrradparksysteme in Kreuzlingen und Konstanz, Kreisel Scheidwegkreuzung in Münsterlingen, Sanierung Romanshornerstrasse in Kreuzlingen und anderes mehr.